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Article by Giorgio Parisi, president of the technical-scientific committee established by the Ministry of University and Research (MUR) in support of the Italian candidacy to host the Einstein Telescope.

Tagesspiegel, September 30, 2025

Researchers want to understand the origin of the universe by measuring gravitational waves. The detector required for this purpose should be built in Saxony and Sardinia. Supporting this idea is Nobel Prize–winning physicist Giorgio Parisi.

As early as 1916, Albert Einstein had predicted the existence of gravitational waves, generated by the acceleration of massive bodies such as black holes. However, it was only in September 2015 that the LIGO detector succeeded in detecting them for the first time— a discovery awarded the Nobel Prize in Physics in 2017.

Now plans are underway to build a much more precise detector, the Einstein Telescope. This underground observatory, capable of capturing gravitational waves and enabling a better exploration of the universe, is one of the most promising initiatives in fundamental research. The ambitious project will allow scientists to investigate cosmic history from its origins, to understand the most complex astrophysical phenomena, and to develop advanced technological solutions.

Thanks to its exceptional innovative potential, last July the project was included by the German federal government on the shortlist of nine priority scientific projects, selected from among 32 proposals. With this decision, Federal Research Minister Dorothee Bär clearly emphasized the project’s scientific, economic, and social significance at the national level.

This decision now paves the way for a unique opportunity for collaboration between Germany and Italy. Both countries boast a long tradition of scientific excellence and are capable of supporting such a large-scale project in the long term.

Italy has proposed to host the observatory at the Sos Enattos site in Sardinia, a location with objectively ideal technical characteristics. The country also boasts a solid European leadership in gravitational wave research – hosting the only European interferometer, EGO-Virgo, in Pisa – as well as in the construction of underground laboratories (such as Gran Sasso), in addition to long-standing expertise in key sectors such as mechanics, cryogenics, optics, electronics, and robotics.

With €1.3 billion in funding already secured and strong institutional support, Italy is seriously applying to host the Einstein Telescope and is proposing a high-level collaboration with Germany for the construction of the infrastructure on two twin sites, in Sardinia and Saxony.

The technically superior solution
This two-arm configuration (2L) is considered by the international scientific community to be the most suitable solution from a technical, financial, and risk-management standpoint. Saxony, although having only recently submitting its candidacy as a host site, offers ideal geophysical characteristics for this collaboration, a strong scientific community, and full institutional support from the region, which is favorable to working together with Italy.

For Germany, participating in the Einstein Telescope by building one of the two instruments in Saxony represents a strategic opportunity to strengthen its role in gravitational wave research, while adopting a technically safer solution and creating new prospects for technological and economic development. Saxony, with a GDP per capita below the national average, could significantly benefit from the project, which could become a catalyst for growth, employment, and innovation in the region.

An Italian-German collaboration in building the Einstein Telescope would create a far-reaching European project, involving not only Germany and Italy but also neighboring countries such as Poland and the Czech Republic. It would strengthen the scientific and technological bonds among these four countries, enhance already-existing investments, and create new opportunities for development in parts of Europe that are awaiting economic and social revitalization. ET is not only an opportunity for science, but also a driver of growth.

In an era of increasing global competition in science and technology, joining forces on a project of this magnitude is not only desirable but necessary. With the Einstein Telescope, Northern and Southern Europe could unite, consolidating Europe’s scientific leadership and strategic autonomy. Working together today means building the future, strengthening innovation, and creating opportunities for generations to come.

 

Below is the original version in German:

Eine neue Maschine, die Gravitationswellen misst: Sachsen und Sardinien sollten beim Einstein-Teleskop zusammenarbeiten

Mit der Messung von Gravitationswellen will die Forschung die Entstehung des Universums verstehen. Der dafür nötige Detektor soll in Sachsen und auf Sardinien entstehen. Dafür plädiert Physik-Nobelpreisträger Giorgio Parisi.

Schon 1916 hatte Albert Einstein die Existenz von Schwerkraftwellen, ausgelöst durch die Beschleunigung großer Massen, wie etwa Schwarze Löcher, vorhergesagt. Doch erst im September 2015 konnte der LIGO-Detektor diese Gravitationswellen erstmals nachweisen. Eine Entdeckung, die 2017 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde.

Nun soll ein neuer, wesentlich präziserer Detektor gebaut werden, das Einstein-Teleskop. Dieses unterirdische Observatorium, das Gravitationswellen auffangen und eine bessere Erforschung des Universums ermöglichen soll, gehört zu den vielversprechendsten Initiativen in der Grundlagenforschung. Das ehrgeizige Projekt wird es Forschenden ermöglichen, die kosmische Geschichte von ihren Ursprüngen an erforschen, die komplexesten astrophysikalischen Phänomene verstehen und fortschrittliche technologische Lösungen entwickeln zu können.

Wegen seines außergewöhnlichen Innovationspotenzials wurde das Projekt im Juli von der deutschen Bundesregierung in die Shortlist der neun vorrangigen wissenschaftlichen Vorhaben aufgenommen, ausgewählt aus zweiunddreißig Vorschlägen. Mit dieser Vorauswahl hat Bundesforschungsministerin Dorothee Bär die nationale wissenschaftliche, wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Projekts sehr deutlich hervorgehoben.

Diese Entscheidung eröffnet nun eine einzigartige Gelegenheit zur Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien. Beide Länder blicken auf eine lange Tradition wissenschaftlicher Höchstleistungen und sind in der Lage, ein Projekt dieser Größenordnung langfristig zu unterstützen.

Italien schlägt vor, das Observatorium am Standort Sos Enattos auf Sardinien zu errichten, wo objektiv betrachtet ideale technische Voraussetzungen gegeben sind. Zudem verfügt das Land mit dem einzigen europäischen Interferometer in Pisa, dem EGO-Virgo, europaweit über eine gefestigte Führungsposition im Bereich der Gravitationswellenforschung sowie beim Bau von unterirdischen Laboren, man denke nur jene im Gran Sasso. Darüber hinaus besitzt Italien langjährige Erfahrung in Schlüsselbereichen wie Mechanik, Kryotechnik, Optik, Elektronik und Robotik.

Mit einer bereits gesicherten Finanzierung von 1,3 Milliarden Euro und starker institutioneller Unterstützung bewirbt sich Italien nachdrücklich als Standort für das Einstein-Teleskop und schlägt eine hochwertige Zusammenarbeit mit Deutschland für den Bau der Infrastruktur an zwei Partnerstandorten in Sardinien und Sachsen vor.

Technisch beste Lösung
Diese Anordnung mit zwei getrennten Armen (2L) wird von der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft als die technisch, finanziell und risikomanagementtechnisch am besten geeignete Lösung angesehen. Sachsen hat sich zwar erst kürzlich als Standort beworben, bietet jedoch ideale geophysikalische Eigenschaften für diese Zusammenarbeit, eine etablierte Wissenschaftsgemeinschaft und die volle institutionelle Unterstützung des Landes, das eine Zusammenarbeit mit Italien befürwortet.

Für Deutschland stellt die Beteiligung am Einstein-Teleskop mit der Errichtung eines der beiden Arme in Sachsen eine strategische Chance dar, seine Rolle in der Gravitationswellenforschung zu stärken, eine aus technischer Sicht sichere Lösung zu wählen sowie neue Perspektiven für die technologische und wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Sachsen, dessen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt unter dem Bundesdurchschnitt liegt, könnte erheblich von dem Projekt profitieren. Das Einstein-Teleskop könnte sich zu einem Katalysator für Wachstum, Beschäftigung und Innovation in der Region entwickeln.

Infolge einer italienisch-deutschen Zusammenarbeit bei der Realisierung des Einstein-Teleskops könnte ein umfangreiches europäisches Projekt entstehen, an dem nicht nur Deutschland und Italien, sondern auch Nachbarländer wie Polen und die Tschechische Republik mitwirken könnten. Es könnte die wissenschaftlichen und technologischen Beziehungen zwischen diesen vier Ländern stärken, bereits getätigte Investitionen weiter ergänzen und neue Entwicklungschancen für Regionen Europas schaffen, die auf einen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung warten. Das Einstein-Teleskop ist nicht nur eine Chance für die Wissenschaft, sondern auch ein Wachstumsmotor.

In einer Zeit des zunehmenden globalen Wettbewerbs in Wissenschaft und Technologie ist eine Bündelung der Kräfte für ein Projekt dieser Größenordnung nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Mit dem Einstein-Teleskop könnten Nord- und Südeuropa ihre Kräfte vereinen und so die wissenschaftliche Führungsrolle und die strategische Autonomie Europas festigen. Heute gemeinsam zu handeln bedeutet, die Zukunft zu gestalten, Innovation zu stärken und Chancen für künftige Generationen zu schaffen.